An einem sonnigen Tag Ende März gehen die Auszubildenen Georg Bauch und Tom Naumann nicht an ihren gewohnten Arbeitsplatz bei einer großen Online-Handelsplattform, sondern betreten 6 Uhr am Morgen unser Altenpflegeheim „An den Gärten“. Sie wollen einen Tag lang erleben, wie es ist, in der Pflege zu arbeiten. Ihren Einsatz absolvieren sie im Rahmen des Projekts „Sozialer Tag“, den sie gemeinsam mit weiteren Azubis der Firma Unite Network SE organisiert haben. Allesamt sind in erster Linie mit dem Arbeitsalltag im Büro vertraut und wollen die Chance nutzen, in die Arbeit in einer sozialen Einrichtung zu blicken.
Georg und Tom, die sich zu Kaufleuten für Digitalisierungsmanagement bzw. E‑Commerce ausbilden lassen, ziehen sich kurz nach 6 Uhr Kasacks über, die typische Oberbekleidung für das Pflegepersonal. Gemeinsam mit einer Pflegekraft besuchen sie anschließend die Zimmer des Wohnbereichs 3, um die Bewohnerinnen und Bewohner kennenzulernen. „Dann startete auch schon die Morgenroutine, bei der wir den Pflegekräften assistieren durften“, erzählt Georg im Nachgang. Sie unterstützen die Bewohnerinnen und Bewohner beim Aufstehen, Waschen und Anziehen. Anschließend gibt es Frühstück. „Ich habe bereits meiner Oma beim Essen und Trinken geholfen und konnte dadurch erste Erfahrungen sammeln. Auch hier im Altenpflegeheim habe ich das gern gemacht und dabei gemerkt, wie sehr sich die älteren Menschen über diese Unterstützung freuen“, so Georg.
„Den Kurschritt haben Sie schon sehr schön drauf, junger Mann“
Die frühlingshaften Temperaturen locken die Bewohner*innen nach draußen und so begleiten Georg und Tom eine ältere Dame im Rollstuhl bei ihrem Ausflug in den Garten des Pflegeheims. Die drei genießen ihre Zeit zusammen, unterhalten sich ausgelassen und scherzen miteinander. „Den Kurschritt haben Sie schon sehr schön drauf, junger Mann“, lobt die Bewohnerin Georg, der im ausgeglichenen Tempo ihren Rollstuhl schiebt. Wieder zurück im Wohnbereich helfen die beiden jungen Männer beim Mittagessen und übernehmen anschließend kleine Tätigkeiten, während die Bewohnerinnen und Bewohner ein Päuschen einlegen. „In dieser Zeit konnten wir uns mit den Pflegefachkräften und Pflegekräften austauschen und haben mehr über deren unterschiedliche Qualifikationen und über ihre Arbeit erfahren“, erzählt Georg. „Mir war zum Beispiel nicht klar, dass so viel dokumentiert werden muss, also neben Dingen wie der Medikamentengabe auch allgemeine Tätigkeiten.“
Am frühen Nachmittag ist die Schicht im Pflegeheim für Georg und Tom beendet. „Wir hatten einen sehr schönen Tag und haben wertvolle Einblicke in die Pflegearbeit erhalten. Da wir in unseren Ausbildungsberufen die meiste Zeit am Schreibtisch sitzen, war es eine ganz neue Erfahrung für uns. Wie ich es erwartet habe, ist die Pflegearbeit anstrengend und herausfordernd, zum einen körperlich durch die dauernde Bewegung und zum anderen mental durch die Arbeit mit den Menschen“, fasst Georg zusammen. Besonders schön war für den jungen Mann der Anblick aller Bewohner*innen beim gemeinsamen Essen. Auch die Begegnung mit einem 100-Jährigen, der trotz seines hohen Alters noch geistig fit, humorvoll und voller Lebensfreude war, behält er in Erinnerung.
„Meiner Meinung nach verdienen Pflegekräfte öffentlich deutlich mehr Anerkennung“
Georg reflektiert weiter: "Ich frage mich, ob man als Pflegekraft allen gerecht werden kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine dauerhafte Herausforderung ist, sich auf pflegebedürftige Menschen einzulassen. Meiner Meinung nach verdienen Pflegekräfte öffentlich deutlich mehr Anerkennung, da sie den ganzen Tag körperlich und emotional hart arbeiten.“ Ihre Erfahrungen werden Georg und Tom mit den zwölf anderen Azubis von Unite, die am Projekt „sozialer Tag“ teilgenommen haben, austauschen. „Und ich werde nachfolgenden Azubis definitiv einen Einsatz im Altenpflegeheim empfehlen.“