Im gemütlichen Gartenhaus unserer Betreuten Wohnanlage „Domizil am Ring“ treffen sich jeden Donnerstag die fröhlichen Stimmen der „Ranstädter Lerchen“. Zwischen 80 und 90 Jahre alt sind sie, diese 10 bis 15 Sängerinnen. Zwei von ihnen haben eine formelle Gesangsausbildung genossen, aber alle sind sie begeisterte Hobbysängerinnen.
Als das Betreute Wohnen vor gut fünfzehn Jahren zur Heimat der ersten Bewohnerinnen und Bewohner wurde, gründeten sich auch die Lerchen. Seit April 2021 lebt Karola Patzer dort und steht an der Spitze dieses singenden Kreises. Mit ihr kam nicht nur eine erfahrene Leiterin, sondern auch ihr geliebter Flügel zog ins Gartenhaus ein.
Singen für Körper, Geist und das Gemeinschaftsgefühl
„Jede Woche singen und musizieren die Lerchen zusammen. Ich begleite sie am Flügel und vermittle zwischendurch etwas Musikgeschichte. Damit alle in angenehmer Stimmlage singen können, transponiere ich die Stücke zuvor, das heißt ich übertrage sie in eine andere Tonart“, erzählt Karola Patzer, die an der Leipziger Musikhochschule „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Cello und Klavier studiert und an der Musikschule Leipzig „Johann-Sebastian Bach“ fast 50 Jahre das Fach Cello gelehrt hat.
Es sind vor allem Volkslieder, die die Ranstädter Lerchen singen, auf den Wunsch ihrer Mitglieder hin. Wanderlieder, Heimatklänge – sie alle erwecken Erinnerungen und Gefühle. Die Proben sind eine Zeit des Zusammenkommens, begleitet von Kaffee und Kuchen, wo Lachen genauso wichtig ist wie Singen. „Das gemeinsame Singen gibt uns allen ein intensives Gefühl der Gemeinschaft“, sagt Karola Patzer. „Es stärkt die geistige Fitness durch das Lernen und Wiedergeben der Texte. Es fördert klare Aussprache, trainiert die Stimme und weckt das Rhythmusgefühl im ganzen Körper.“
Die Mitglieder des Singekreis dazu befragt, sagt Andrea: „Das Singen mit den Lerchen beruhigt mich und ich fühle mich wohl in der Runde.“ Lerche Uschi fügt hinzu: „Karola ist ein Schatz!“ Und Lerche Lilo ergänzt: „Sie hält alles zusammen und macht sich so viel Arbeit. Wir waren zwischenzeitlich mal fünf Lerchen, nun sind wir fast 15.“
Frühlingskonzert der Lerchen mit professionellen Musiker*innen
Einmal im Monat wird das Gartenhaus zum Konzertsaal. Dann singen die Lerchen und professionelle Musiker*innen und eine Vorleserin aus Karola Patzers ehemaligen beruflichen Netzwerk treten auf, und zwar ehrenamtlich ganz ohne Honorar. Beim heutigen Frühlingskonzert an einem sonnigen Apriltag wirken Manfred Soldner an der Geige, Christine Hempel am Flügel und Ulla Iwanow als Vorleserin mit. Nachdem die Lerchen gemeinsam mit ihren Gästen „Jetzt fängt das schöne Frühjahr an“ gesungen haben, spielen Karola Patzer und Christine Hempel das vierhändige Klavierstück „Höfischer Tanz" des österreichischen Komponisten Anton Diabelli. Bevor sie anfangen zu spielen, müssen sie sich allerdings auf die Höhe der Sitzbank am Flügel einigen. „Christine braucht die Bank höher, ich niedriger“, sagt Karola. Christine erwidert: „Ich richte mich nach dir!“ Darauf Karola: „Gut, ich trete dafür das Pedal am Flügel.“ Diese und weitere fröhliche Dialoge zwischen den Musiker*innen erheitern das Publikum, genauso wie das beschwingte Stück von Diabelli und der später von den beiden Damen vierhändig vorgetragene „Ungarische Tanz“ von Johannes Brahms. Das Publikum genießt jedes Stück teilweise mit geschlossenen Augen oder einem Lächeln im Gesicht und schenkt viel Applaus.
Humorvoll und mit schöner Leichtigkeit führt Karola Patzer durch die musikalische Stunde, in der die Ranstädter Lerchen immer wieder von den ersten Anzeichen des Frühlings singen. Zwischendurch spielen Manfred Soldner an der Geige und Christine Hempel am Flügel die vier „Romantischen Stücke“ des tschechischen Komponisten Antonín Dvořák. Karola Patzer führt das Publikum jedes Mal mit kleinen Anekdoten an die Werke und Komponist*innen heran.
Zwischen all der Musik erzählt Vorleserin Ulla Iwanow kleine Geschichten. Eine davon ist die Ostergeschichte eines Plüschhasen, der einem kleinen Familienmitglied verloren geht, und allerlei Abenteuer erlebt. „Ulla ist bescheiden, aber ich verrate Euch, dass sie die Geschichte selbst geschrieben hat“, erzählt Karola Patzer dem Publikum, das mit lautem Beifall antwortet. Das Frühlingskonzert beenden die Ranstädter Lerchen mit dem Lied „Auf Wiedersehen“ und das nehmen alle wortwörtlich.
Weitere Eindrücke vom Konzert: