Die vier Neuzugänge unserer Kita „Gerne-Groß“ hören auf die Namen Laura, Aurora, Brunhilde und Helena. Sie sind erst seit vier Tagen hier und noch in der Eingewöhnungsphase. Ihr Alter reicht von zwei bis vier Jahren. Gerade spazieren sie durch den kleinen Innenhof der Kita, in einem eigens abgesteckten Bereich. Sie wühlen im Dreck, gackern vor sich hin und suchen Würmer. Irgendetwas ist anders mit diesen Neulingen. „Die mit den blonden Federn und der witzigen Frisur ist das Huhn Aurora“, erklärt der Hausmeister, der an diesem Morgen nach dem Wohlergehen der vier Neuen schaut. Hier im Innenhof sind nämlich für 14 Tage Leihhühner eingezogen.
Die Ankunft der Neuen
Gemeinsam mit dem Hausmeister hat Kitaleiterin Cornelia Hoferichter die vier Hennen am Montag abgeholt. „Wir haben die Hühner nun schon fünf Jahre in Folge. Vergangenes Jahr noch mit Hahn, aber der hat hier alle – inklusive der Hühner – verrückt gemacht“, erzählt sie und lacht. Dieses Jahr sind die vier Hennen unter sich und leben im eigens abgezäunten Innenhof der Kita. Hier können sie ungestört im Gras scharren, es gibt kleine Büsche, unter denen sie sich ausruhen können. Rückzugsmöglichkeiten finden sie außerdem im mobilen Kunststoffstall, der zum Lieferumfang gehört. „Kurz vor sechs Uhr morgens lässt die Frühschicht die Hühner aus dem Stall und abends geht es wieder hinein, damit sie vor Wildtieren geschützt sind“, sagt sie.
Gemeinschaftsinitiative für tierische Gäste
Dass die Hühner seit fünf Jahren zu Besuch kommen, verdankt die Kita der Initiative einer Erzieherin, die nach den Leihhühnern recherchiert hatte. Eine Familie aus Wiederitzsch macht es möglich: Hier können Hühner für mindestens zwei Wochen ausgeliehen werden. Das Komplettpaket beinhaltet vier Hühner, einen mobilen Stall, Futter und Wasserspender, Einstreu sowie den Steckzaun für den Auslauf. Selbstverständlich gibt es eine Einweisung und eine Anleitung wird ebenso mitgeliefert, wie kurze Steckbriefe der Hühner. Die anfallende Leihgebühr wird aus Spenden der Ortsgruppe 644 für die Kita finanziert.
Begegnungen im Innenhof
Jetzt öffnet sich die Tür zum Innenhof: Die Krippenkinder kommen in kleinen Grüppchen und an der Hand der Erzieherin zu Besuch. Einige sind eher schüchtern und verängstigt, andere strahlen und gehen sofort auf Tuchfühlung mit den Hühnern. Wer das Wort für Huhn noch nicht kennt, behilft sich mit einem beherzten „Wauwau“, um seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Vorsichtig nimmt die Erzieherin die schwarze Henne Laura auf den Schoß und ganz sanft dürfen die Kinder die Federn streicheln. „Die sind aber weich“, stellt später eines der größeren Kinder fest.
Eine Entdeckung
Die nächste Gruppe betritt den Hof. „Da liegt ja ein Ei“, ruft ein Mädchen und rennt zur Treppe. Tatsächlich, in der Ecke unter der Treppe, wo eben noch Huhn Helena saß, liegt ein kleines braunes mit weißen Sprenkeln betupftes Ei. Vorsichtig nimmt das Kind das Ei in die Hand und gibt es der Erzieherin. „Das Ei ist ja sogar noch ganz warm“, stellt diese fest. Nacheinander bestaunen die Kinder das Ei. Es ist eines von drei Stück, das die Hennen an diesem Vormittag legen.
Ein Highlight für alle
„Die Kinder dürfen die Eier essen“, sagt Cornelia Hoferichter. Neben den Eiern profitieren die Kinder auf vielfältige Weise von dem gefiederten Besuch. Sie lernen den Umgang mit Tieren, werden in begleitenden Bastelprojekten kreativ und übernehmen Verantwortung beim Füttern. „Gestern haben sie zum Beispiel Möhren geraspelt und ich habe Kartoffeln gekocht“, erzählt die Einrichtungsleiterin. Und natürlich ist der Hühnerbesuch nicht nur für die Kleinen ein Highlight, auch die Eltern und Erzieher*innen erfreuen sich am Anblick und Gegacker der gefierten Gäste. Noch anderthalb Wochen haben sie in der Kita vor sich, bis es wieder in den heimischen Stall geht. Und wer weiß, vielleicht gibt es im kommenden Jahr ein Wiedersehen im Innenhof der Kita „Gerne-Groß“.
Eindrücke vom Hühnerbesuch: