Rückblende: Es ist Dienstag, der 21. Juli 2020 9.30 Uhr und wir treffen uns zu unserer wöchentlichen Chorprobe. Fast könnte man meinen, es sei alles wie immer. Aber heute ist es eine besondere Probe für uns. Nach mehr als vier Monaten, wegen Corona angeordneter Pause, treffen wir uns an der Angerbrücke und wollen gemeinsam zum Richard-Wagner-Hain gehen, um hier endlich wieder zu singen.
Die sonst üblichen herzlichen Umarmungen werden durch inniges, nicht weniger liebevolles Winken ersetzt. Wir halten Abstand, wir sind alle froh und überglücklich für diesen Probentermin. Unser wöchentliches Miteinander, die Proben, Konzerte und andere Vorhaben unserer Mitgliedergruppe haben uns allen sehr gefehlt.
Kurz vor dem Lockdown wurde unsere Chor-Chronik über 50 Jahre gemeinsames Singen fertig. Aber zu spät, um sie unter die Sangesfreudigen zu bringen. So war der postalische Versand eine willkommene Abwechslung und ein tolles, aufmunterndes Erlebnis während der schwierigen Zeit.
Mit den einhergehenden Lockerungen erwachte das Chorleben abseits der Bühne. So feierten wir corona-konform am 14. Juli unser Sommerfest, das gleichzeitig den Startschuss für das „neue Probenjahr“ gab. Denn unser Chorleiter bittet seit dem, immer dienstags zum gemeinsamen Singen im Park.
Heute sind wir alle erstaunt, wie viel Spaß das Singen auf Abstand macht, wie gut und wie sicher wir die Töne treffen. Letztlich waren die Proben auch stets kleine Konzerte, die vorbeigehenden und auch stehengebliebenen Zuhörer quittierten unseren Einsatz mit Applaus. Mit dem einkehrenden Herbst müssen neue Lösungen gefunden werden, wir bleiben optimistisch. Wir stehen in guten Verhandlungen mit der „Völkerfreundschaft“, hier kann auf 900 qm Abstand gewahrt werden. Ab 6. Oktober werden wir hier unser „Winterquartier“ aufschlagen und unsere Sängerinnen können wieder sagen: „Die Woche ist gerettet, ich habe Dienstag Chor!“. Corona und Chorleben kann also auch Konsonanz.
Martina Lukat
Frauenchor „Singelust“